ZZF Podcast

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Mit Diktaturen verhandeln?

Mit Diktaturen verhandeln?

Sollte ein demokratischer Staat wie die Bundesrepublik mit Diktaturen verhandeln? Sollten wir uns an Olympischen Spielen in China beteiligen oder Exporte einschränken? Unser Erdgas aus Russland beziehen? Solche Fragen sind brandaktuell und dennoch nicht neu. Schon im Kalten Krieg beschäftigte die Deutschen die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit autokratischen Staaten legitim oder gar hilfreich ist, ob Kontakte bei Menschenrechtsverletzungen besser abzubrechen und Sanktionen nötig seien. Das galt nicht nur für die Ostpolitik. Frank Bösch erforscht, wie die Bundesrepublik in der Zeit der deutschen Teilung mit nicht-demokratischen Staaten umging, von Südkorea und Iran über Spanien und Griechenland bis hin zu Libyen und Chile. Ein Gespräch über Sanktionen, öffentliche Kritik und stillschweigende Kooperation.

Der Wert der Vergangenheit

Der Geschichte kommt heute große Bedeutung zu. Unzählige Ausstellungen, Bücher, Filme, Serien oder TV-Dokumentationen widmen sich historischen Ereignissen und Epochen. Doch nicht alles, was alt ist, erachten wir automatisch als wertvoll. Oft sind wir uns als Gesellschaft auch gar nicht darüber einig, was bewahrenswert ist oder erinnert werden soll. Hier in Potsdam gibt es deshalb immer wieder hitzige Debatten – zum Beispiel um die Garnisonkirche und das Rechenzentrum. Ein neuer Leibniz-Forschungsverbund erkundet nun, warum uns die Geschichte heute überhaupt so viel bedeutet und was wir uns von dem Blick zurück erhoffen. Ein Gespräch über den Wert der Vergangenheit mit Martin Sabrow, Achim Saupe, Katja Stopka und Anja Tack.

Krisenzeiten

»Ich krieg‘ die Krise!« rufen wir manchmal voller Verzweiflung, Ungeduld oder auch Wut. Dann haben wir das Gefühl, eine Situation kaum bewältigen zu können. Auch auf gesellschaftlicher Ebene gibt es solche Momente. Wenn wir zurückblicken, scheint es sogar, als würde seit Jahren eine Krise auf die andere folgen: Es gab Öl- und Energiekrisen, Wirtschaftskrisen, eine Bankenkrise, die Eurokrise, die Klimakrise und nun auch noch: die Corona-Krise. Doch was bedeutet eigentlich »Krise«? Wer entscheidet, wann eine Krise herrscht? Und was hat das zur Folge? Ein etwas anderer Jahresrückblick mit Rüdiger Graf.

Das Erbe des Kommunismus

Vor 30 Jahren hörte die Sowjetunion auf zu existieren. Wie stark war diese Zäsur in den verschiedenen Staaten Ostmitteleuropas spürbar? Das Verhältnis von Wandel und Kontinuität über 1989/1991 hinaus erforschen am ZZF Jan C. Behrends, Kateryna Chernii, Maren Francke und Corinna Kuhr-Korolev. Sie wollen vor allem wissen: Wie stark prägten alte Elite die neue Zeit? Welche Netzwerke wurden in den 1980er-Jahren geknüpft und verschafften ihren Mitgliedern auch noch in den 2000er-Jahren Vorteile? Ein Gespräch über russische Museen, ukrainischen Fußball, ungarische Studierendenwohnheime und die Erfolge neo-autoritärer Politik in den letzten Jahren.

Migrationsgeschichte

Vor 60 Jahren schloss die Bundesrepublik ein Anwerbeabkommen mit der Türkei. Auch nach West-Berlin kamen damals tausende »Gastarbeiter«: Die Zahl türkischer Staatsangehöriger wuchs zwischen 1961 und 1973 von 200 auf 80.000 – und erhöhte sich auch nach dem Anwerbestopp 1973 weiter. Welchen beruflichen Tätigkeiten gingen die Arbeitsmigrant*innen nach, welche Möglichkeiten standen ihnen offen und welche neuen Tätigkeitsfelder schufen sie für sich selbst? Ein Gespräch mit Stefan Zeppenfeld, der den Wandel türkischer Arbeitswelten in Berlin untersucht hat.

Popgeschichte

Was wir heute unter populärer Kultur verstehen, wurde noch bis in die 1950er-Jahre skandalisiert und kriminalisiert. Dann jedoch setzte ein Wandel ein, der zu einer Pluralisierung und Globalisierung von Lebensstilen führte – und zu einer Abgrenzung von der Hochkultur bürgerlicher Eliten. Heute interessiert sich auch die Geschichtswissenschaft für Pop bzw. für das Populäre. Doch was genau erforscht die Popgeschichte? Das wollte Tim Schleinitz von Nikolai Okunew, Tom Koltermann und Florian Völker wissen. Ein Gespräch über Kraftwerk, Formel Eins und die Puhdys.

Zeitgeschichte digital

»Digital ist besser« sang die Band Tocotronic bereits 1995. Heute recherchieren, präsentieren und diskutieren wir ganz selbstverständlich online. Immer mehr Historiker:innen publizieren auch im Internet, doch nur wenige forschen schon mit digitalen Methoden. Wird sich das in Zukunft ändern? Was macht die Digital History aus? Was genau bedeutet »Open Access«? Und was hat das ZZF anzubieten? Darüber sprechen in dieser Folge Christine Bartlitz, Jan-Holger Kirsch und Annette Schuhmann. Sie leiten die Redaktionen unter dem Dach von »Zeitgeschichte digital«.

Stolpersteine

Stolpersteine – an vielen Orten erinnern sie an Menschen, die zwischen 1933 und 1945 vom nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden. Den ersten Stein verlegte der Künstler Gunter Demnig 1992 in Köln. Heute, knapp 30 Jahre später, bilden 70.000 Stolpersteine in 24 Ländern zusammen eines der größten dezentralen Denkmäler Europas. Doch mancherorts stieß das Projekt auch auf Kritik. Welche Rolle spielen die Stolpersteine in den Erinnerungskulturen und -konflikten der Gegenwart? Darüber spricht Tim Schleinitz mit Thomas Schaarschmidt vom ZZF und Silvija Kavčič von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin. Anschließend berichtet Florian Peters über polnische Sichtweisen auf das Kunstprojekt und Peter Cole schildert, warum auch Chicago Stolpersteine bekommt.

It's a match!

Heute hilft Tinder bei der Suche nach dem nächsten Date. Doch wie
haben sich Menschen früher kennengelernt? Und wie haben sie ihr
Zusammenleben als Paar gestaltet? Gab es eigentlich Unterschiede
zwischen der DDR und der Bundesrepublik? Diesen Fragen widmete sich
kürzlich eine Tagung des ZZF. Tim Schleinitz hat mit den beiden
Organisatoren Michael Homberg und Christopher Neumaier gesprochen. Sie
schildern, wie und warum sich Paarbeziehungen im 20. Jahrhundert
fundamental verändert haben.

Hippies in der Sowjetunion

»If you’re going to Moscow, be sure to wear some flowers in your hair…« So hätte der berühmte Songtext von Scott McKenzie durchaus auch lauten können. Denn Hippies gab es nicht nur in Kalifornien, sondern auch in der Sowjetunion. Wie sie ab den späten 1960er-Jahren ein beeindruckendes Netzwerk aufbauten und ihre eigene Bräuche und Rituale entwickelten, hat Juliane Fürst erforscht. Für ihr neues Buch hat sie über 100 Hippies interviewt. Tim Schleinitz sprach mit ihr über die Oral History und eine fast vergessene sowjetische Subkultur.